Kamillianer

Kamillus von Lellis
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Krankendiener mit rotem Kreuz
(Ein Artikel aus der St. Pöltener Kirchenzeitung „Kirche bunt“ 28/2014)

Vor 400 Jahren, am 14. Juli 1614, starb in Rom der Krankenhausreformer und Ordensgründer Kamillus von Lellis. Er hatte sich vom rohen Landsknecht zum „Diener der Kranken“ gewandelt.

Kamillus — ein Heiliger, der nach dem frühen Tod seiner Mutter als junger Söldner verrohte, der im Rausch von Würfel und Karten sein letztes Hemd verspielte, der aufbrausend und rebellisch gegen Gott und die Welt aufbegehren konnte: Der Heiligenhimmel ist bunt. Ein chronisches Fußleiden, eine eitrige Wunde, die immer wieder aufbrach, machte aus dem lieblos behandelten Patienten einen Reformer der Spitäler und einen Ordensstifter. Nicht weit vom Pantheon in Rom, im Mutterhaus seiner Kamillianer neben der Chiesa della Maddalena, ist Kamillus am 14. Juli 1614 gestorben.

Berührt vom Schicksal der Kranken

In Bucchianico am Osthang der Abruzzen wurde Kamillus am 25. Mai 1550 geboren. Nach einem Abenteuerleben als Söldner in den Türkenkriegen fand er, ausgebrannt und bettelarm, in einem Kapuzinerkloster zur Besinnung.

Doch nach kurzer Zeit musste der 25-Jährige den Konvent verlassen, weil seine Kriegswunde am Knöchel wieder aufbrach. Er humpelte nach Rom, um sich erneut behandeln zu lassen. Als Patient und später als Krankenpfleger erkannte er seine Berufung, nicht in ein Kloster einzutreten, sondern Kranken und Sterbenden zu helfen in ihrer körperlichen, aber auch in ihrer seelischen Not.

Zäh arbeitete er an seiner Berufung, das Los der Kranken zu bessern. Kamillus, selbst leidend, entwickelte Mitleid; ihn berührte das Schicksal der hilflos ausgelieferten Kranken. Er dachte zunächst daran, eine Gemeinschaft von Laien zu gründen, nicht gebunden durch ein Gelübde.

Rasch vom Krankenwärter zum Spitalmeister aufgestiegen, gründete Kamillus 1582 eine Genossenschaft, die in den Kranken nicht Objekte der Ausbeutung, sondern den leidenden Christus sah. Beraten von seinem geistlichen Begleiter Filippo Neri begann er mit 32 Jahren im Jesuitenkolleg , zu studieren. Ein Akt von enormer Willenskraft und Gottvertrauen: Anfangs verlacht, drückte er die Schulbank lernte Latein und studierte Theologie.

Im Mai 1584 empfing Kamillus die Priesterweihe. Selbst als Kleriker hatten er und seine „Kamillianer“ gegen Misstrauen zu kämpfen. Denn der Stifter hielt ein revolutionäres Prinzip aufrecht, das die Jesuiten eingeführt hatten: Für Priester und Krankenwärter der Genossenschaft galt zwar das streng asketische Leben der Ordensregel. Aber man zog sich nicht nach der Arbeit hinter die Klostermauern zurück, sondern lebte mit den Kranken im Spital. 1586 fand die „Gesellschaft der Diener der Kranken“ ihre kirchliche Anerkennung. Papst Sixtus V. schenkte der Gemeinschaft auch ein Erkennungszeichen: das rote Kreuz auf schwarzem Talar. Henry Dunant, der 1859 auf dem Schlachtfeld von Solferino beim Sanitätsdienst Kamillianer sah, übernahm das rote Kreuz und machte es auf weißem Grund zum weltweiten „Firmenlogo“.

Kamillus und seine Gemeinschaft überzeugten durch ihr Beispiel. Bezeugt durch die Tat hatten auch wenige Worte ihre Wirkung. Ein Wohltäter, der Herzog von Mantua, glaubte in Kamillus' wenigen Worten einen „anderen Paulus“ zu hören. Der ganzheitliche, leiblich-geistliche Dienst an Kranken und Sterbenden fand Anerkennung. Versuche, mehr Meditation in der geistlichen Gemeinschaft einzuführen, wehrte der Stifter ab: Es werde „im Paradies nicht an Zeit dafür fehlen“.

Patron der Kranken und der Pflegeberufe

Nach furchtbaren Verlusten bei einer Pestepidemie in Rom wurden die Diener der Kranken 1591 zum Orden erhoben - mit dem zusätzlichen vierten Gelübde, auch in Pestzeiten die Kranken zu pflegen. Die Gemeinschaft erlebte eine stürmische Expansion. Kamillus, 1746 heilig gesprochen, wurde zusammen mit Johannes von Gott, der Gründer der Barmherzigen Brüder, zum Patron der Kranken, Sterbenden und der Pflege-berufe. Seine ganzheitliche Sicht erlebt gerade heute in Zeiten der Apparatemedizin eine neue Aktualität.

Kamillianer heute

Der Kamillianerorden zählt heute mehr als 1100 Mitglieder, er unterhält 70 Krankenhäuser und zwei Universitäten, zahlreiche Aus-und Fortbildungsinstitute sowie Lepradörfer und Aidszentren. Außerdem arbeiten fünf Frauenorden, zwei Säkularinstitute und die Laienvereinigung der „Kamillianischen Familie“ im Geist des heiligen Kamillus. Gemeinsam ist allen die Sorge um kranke, behinderte, alte und sterbende Menschen.


Anekdote

Tief beeindruckt vom hingebungsvollen Dienst der Brüder erhob Papst Gregor XIV 1591 die Gesellschaft zum Orden. Bei einem Papstbesuch im römischen Heiliggeistspital soll es zu folgender Begebenheit gekommen sein: „Zieht doch euren Pflegekittel aus, wenn ihr mit dem Heiligen Vater sprecht!“ raunte Kamillus jemand aus dem päpstlichen Gefolge vorwurfsvoll zu. „Wieso?“, entgegnete Kamillus ungerührt. „Wenn ich mit Christus selbst beschäftigt bin, warum soll ich mich dann für seinen Stellvertreter umzuziehen?“ Papst Gregor soll zustimmend gelacht haben.

A. Verbeek (KNA)/Red.

Bild: Statue des heiligen Kamillus in der Kirche von Beuvry-la-Foret, Frankreich. Foto: wikimedia

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Kamillianer 2014 - 30.07.2014 [Stand: 30.07.2014]  zurück  nach oben