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Liebe Mitglieder der Kamillianischen Familie der Laien,
liebe kamillianischen Ordensleute!

Wir befinden uns in der Adventszeit, die uns auch in diesem Jahr darauf vorbereitet, das Fest der Geburt des Herrn zu feiern.

Bezeichnend dafür ist das Wort Gottes, das wir am ersten Adventsonntag gehört haben. Jesus sagt zu seinen Jüngern: „Seht euch also vor und bleibt wach ...” Der Abschnitt endet mit der Mahnung: „Was ich euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!” Das sind Worte, die uns zum Nachdenken anregen. Sie gelten für die Jünger, damit sie aufmerksam und wachsam bleiben, dass sie sich nicht gehen lassen und sich „zerstreuen”, indem sie denken, dass das Ziel des Weges bereits erreicht ist oder dass sie sich nicht mehr bemühen müssen. Das Wachen ist Aufgabe des Wachpostens, der darauf achten muss, dass ihn die Diebe oder die Feinde nicht überraschen. Die Wache hat die Verantwortung nicht nur für ihre persönliche Sicherheit, sondern auch für die Verteidigung der gesamten Stadt vor den Feinden. Das Wachen ist eine Eigenschaft dessen, der „klug” ist und sich wie die Jungfrauen des Evangeliums mit einem Vorrat an Öl versorgt, um auf den Bräutigam zu warten. Und nicht nur dies will uns der Text des Evangeliums empfehlen, sondern auch, dass wir bereit sein sollen, vom Schlaf aufzustehen. Im letzten Satz dieser Erzählung wiederholt der Herr es erneut und betont: „Was ich euch sage, das sage ich allen”!

Daraus können wir ableiten, dass der Herr sich auch „heute” an jeden Einzelnen von uns wendet und uns animieren will, nicht zu schlafen und bereit zu sein zu wachen, weil wir ja nicht wissen, wann der Hausherr zurückkehrt. Wie denn anders können wir heute gemäß der Einladung Jesu „aufmerksam sein und wachen”, wenn nicht durch das persönliche und liturgische Gebet, durch das Hören des Wortes Gottes und durch die Achtsamkeit auf das, was wichtig und entscheidend für unser Leben ist, nämlich die Beziehung zum Herrn und zu den Mitmenschen?

Die Zeit des Advents, die wir jedes Jahr erleben, lädt uns in eindringlicher Weise zur Wachsamkeit ein, damit wir fähig werden auszuharren und die Ankunft des Herrn, der wieder zu uns kommt, zu erfahren. Diese Zeitspanne, die die Kirche eine „hohe” Zeit nennt, ist nicht eine Zeit der Buße wie die Fastenzeit, sondern eine Zeit, in der wir das große Geheimnis unseres Glaubens feiern: Die Menschwerdung des ewigen Wortes Gottes, das zu uns gekommen ist, um bei uns zu wohnen. Und Gott wirkt im Stillen, in der Nacht, und er überrascht uns, indem er als schwaches, unbewehrtes und der Zuwendung bedürftiges Kind geboren wird.

Vielleicht denken wir wenig daran, was dieses Mysterium bedeutet. Wir feiern es, aber ein wenig aus Gewohnheit — ein Fest, das jedes Jahr wiederkehrt und in vielen Teilen der Welt eine rein äußerliche Bedeutung und keinen tieferen Sinn mehr hat. Die Erwartung des Weihnachtsfestes ruft uns dazu auf, einen anderen Weg einzuschlagen, um dieses kleine Kind, das geboren wurde, um das Heil seinem ganzen Volk und allen Menschen zu bringen, mit der Freiheit des Herzens zu empfangen.

Das Kind von Bethlehem bringt die Erwartungen seines Volkes Israel und auch unsere Erwartungen zum Umsturz, denn das Volk erwartete sich einen großartigen Heilbringer, der die Befreiung von der Fremdherrschaft brachte und es stark und mächtig machte. Hingegen wird ein Kind geboren, in der Armut von „menschlichen” Zeichen, die auch heute verlangen, „akzeptiert” zu werden. Die Logik Gottes ist wirklich verschieden von der unseren!

„Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf” — so wird später der Evangelist Johannes von ihm sagen.

Warum haben sie ihn nicht anerkannt? Ja, er wurde vielmehr gleich von seinem ersten Anfang an verfolgt, so dass er sogar ins Exil fliehen musste. Die Inkarnation Gottes ist ein derartig großes Ereignis, komplett „verschieden” von jeder möglichen menschlichen Denkweise, dass es dem Menschen schwer ist, sie anzuerkennen und dieses große Mysterium anzubeten.

Wir feiern die Geburt des Herrn. In vielen Ländern wäre es vielleicht angebrachter zu sagen, „wir feiern Weihnachten”, aber wir wissen nicht, auf wen sich dieses Fest bezieht.

Vorbereitungen, Lichter, Geschenke — all das sind sehr schöne Dinge, Feste die gut sind für das Zusammentreffen der Familien. Manche wohltätige Aktion geschieht vielleicht nur bei dieser Gelegenheit ... Und dann? Wer kommt denn zu uns? Wer ist schon unter uns? Der Herr ist anwesend in unserem Leben. Er ist anwesend im Armen, im Kranken, im Eingekerkerten. Dies hat Er selber gesagt. Der Herr kommt uns im Bedürftigen entgegen, im Kranken, im Ausländer — dem wir dienen. Dort begegnen wir ihm!

Unser Weihnachten kann sich daher an jedem Tag ereignen. Unser Wachsam-Sein besteht darin: im Erkennen, dass der Herr uns jeden Tag begegnet, dass er unter uns ist, in der Eucharistie, in den Brüdern und Schwestern, besonders in den Armen und Kranken. Jedes Mal, wenn wir aus Liebe zu Gott und zu unserem Mitmenschen uns eines Leidenden und seinem Kummer annehmen, wenn wir die Einsamkeit lindern und auf ein ausgesprochenes oder unausgesprochenes Bedürfnis Antwort geben. Jeden Tag leben wir auf diese Weise unser Weihnachten und erkennen die Anwesenheit unseres Herrn Jesus unter uns in der Person des Armen, des Kranken, des Eingekerkerten ...

Stärken wir die Gewissheit, dass der Herr in unsere Mitte gekommen ist, und ständig seine Anwesenheit des Trostes, der Liebe und der Freude erneuert (Benedikt XIV.). Liebe Freunde, verspüren wir in dieser Zeit das Geschenk der kamillianischen Berufung, leben wir bewusst die Zugehörigkeit zu dieser großen geistlichen Familie, die im Herzen von Kamillus entstanden ist. Jeder Ableger dieser „Familie”, der sich auf dieser Welt befindet, ist ein kleines Samenkorn, ein Zeichen der Anwesenheit des Herrn, ein Samen, der nicht allein bleiben wird, sondern der versucht und erhofft, die empfangenen Gaben in Gemeinschaft zu leben und zu teilen.

Lassen wir uns in unserem Bemühen und in unserem Dienst vom Beispiel des heiligen Kamillus, von seinem täglichen Dienst, von seinem Leben, das er ganz im Dienst an den Leidenden hergeschenkt hat, erleuchten und helfen.

Vom Herzen wünsche ich — zusammen mit der ganzen Zentralkommission und mit Pater Jesus Maria Ruiz, dem geistlichen Assistenten der Kamillianischen Familie der Laien — einem jeden von Euch von der Kamillianischen Familie der Laien, allen Euren Familien und allen kamillianischen Ordensleuten, allen Kranken, denen wir begegnen und die wir betreuen, ein glückliches und frohes Geburtsfest des Herrn!

Verona, am 5. Dezember 2011
Rosabianca Carpene
Präsidentin der Kamillianischen Familie der Laien

Übersetzung ins Deutsche: P. Leonhard Gregotsch MI

© Kamillianer 2011 - [Stand: 12.01.2012]     zurück     nach oben