"Sing, du meine Seele, ein Loblied dem Namen Herrn!"
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Verehrter heiliger Kamillus von Lellis!
Im festen Glauben, daß Du lebst und daß also mit gutem Recht und mit viel Freude und Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer weltweit Deine Geburt vor 450 Jahren gefeiert wird, schreibe ich Dir einen Brief der Verbundenheit in Liebe und großer Wertschätzung.
Du wurdest wie auch manch andere Auserwählte den Eltern in hohem Alter geschenkt und freudig aufgenommen. Insbesondere war Dein Vater Giovanni stolz auf seinen Spätgeborenen. Umsorgt wurdest Du von Camilla, Deiner Mutter, und sie lehrte Dich beten.
Aber schon bald erkannte man, daß auch in Dir wie im Vater ruppiges Soldatenblut steckte. Und Deine Mutter träumte schon vor Deiner Geburt ganz Sonderbares - heute spricht man "von der vergessenen Sprache Gottes". Aber in der Ruhe der Nacht, in der Geborgenheit, im der wir am Abend besonders bitten, sind Gottes Bilder und sein Sprechen leichter verstehbar. Jahrelang hast Du dich erinnert an die Erzählung des Traumes: Kamillus ist umringt von vielen Kindern, die so wie er selber mit roten Kreuzen auf der Brust geschmückt waren. Unter Deiner Führung zogen sie aus zu einer nicht-deklarierbaren Unternehmung! Wie hätte Camilla dies positiv sehen können in kriegerischen Zeiten? Unter Tränen betete sie intensiv für ihren Sohn. Und solche Gebete hört und erhört der Herr immer zu seiner Zeit, zur rechten Zeit. Du weißt es!
Ausgestattet wurdest Du mit einer weit überdurchschnittlichen Gnade und auch mit guten Geistesgaben. Trotzdem warst Du in jungen Jahren ein schwacher Mensch.
Jesus aber ging Dir nach, immer wieder, denn Er hat Dich zu einem besonderen Werkzeug seiner Liebe und seines Erbarmens ausersehen. Um Dich dorthin zu führen, wo gerade Gott Dich gebrauchen wollte, mußtest Du wegen einer Fußwunde in das Hospital für Arme und Sieche.
Sohn eines adeligen Vaters, ein Armer unter Armen! "Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedankenv, aber Du hörtest auf die innere Stimme, die noch einen leisen Klang hatte, und nach längerem Hin und Her aus Not und Richtungslosigkeit - zwischendurch Kartenspieler, Hilfsarbeiter, Klostereintritt für einige Zeit, Soldatendienst und auch Bettler - wird Dir Mut zur Veränderung gegeben.
Der heilige Kamillus
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Dir, lieber Freund, sage ich es, daß ich seit vielen Jahren die Bettler in der Stadt als Brüder und Schwestern ansehe und ihnen mit Hilfe des Heiligen Geistes und der Fürsprache der Heiligen "des Himmels und der Erde", die gerade hierin mein Vorbild sind (ganz wichtig für mich der hl. Alexius als Patron der Bettler), ganzheitlich begegne. Seit ich am Morgen um den Segen für alle Begegnungen bete, meine ich, daß sie zumeist in christlicher Gesinnung verlaufen. Freilich, Fehler und Unvollkommmenheiten in mir werden gerade in Begegnungen von Mensch zu Mensch offenbar, aber kaum mit Armen, Kranken, geistig und körperlich Behinderten und so gut wie mit blinden Menschen, unter denen ich seit 25 Jahren gute Freunde habe.
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Meine geschätzten Eltern waren tiefgläubig. Mein Vater war 33 Jahre in völliger Dunkelkeit. Er war sich gewiß, daß ihm der Herr im Tode die Augen öffnen werde. Sein wunderbares Lächeln nach letzten schweren Atemzügen hat es bestätigt. Ich denke, daß er die Muttergottes sehen durfte, die er sehr verehrte. Vielleicht aber ist er schon mit der ganzen für ihn bereiteten Herrlichkeit des Himmels beschenkt worden. Gelobt sei der Herr, von dem wir nur Gutes empfangen, und das für alle Ewigkeit.
Nun aber, woher kam der Mut zur Veränderung Deines Lebens? Schrittweise wurdest Du hingeführt, aber im Zusammenhang damit scheint mir eine Begegnung am 1. Februar 1575 auch von Bedeutung:
Du bekamst den Auftrag, Wein nach San Giovanni Rotondo zu liefern. An das Gespräch damals mit einem Pater erinnerst Du dich vielleicht noch jetzt. (Wie irdisch ich doch denke!) Fazit: Kamillus, Du könntest mehr! Der Herr hat Dir daraufhin die Gabe der Reue- und Liebestränen in reichem Maße geschenkt.
Lieber Freund Kamillus! Deine Bekehrung als totale Hinwendung zum Herrn Deines Lebens am 2. Februar im Heiligen Jahr 1575 bewegt mir Sinn und Herz. Seit diesem Tag hast Du keine freiwillige Sünde mehr begangen. "Ja, wir wissen, daß Gottes Güte uns zur Umkehr treibt", diese Gnade - gewiß auch vermittelt durch die mächtige Fürsprache Mariens - ist Dir in Kopf und Herz gedrungen. Bitte du für alle, "die nicht wissen, was sie tun", und deshalb auch nicht wissen, daß sie der Umkehr bedürfen, dann für alle, die sich der Vergebung aus der Güte Gottes verweigern. Deine Fürsprache gilt viel bei unserem Herrn, denn du bist im Himmel. Damals aber meintest Du schon, "im Himmel zu sein", da Du demütiger Diener der Kranken, Leidenden, Behinderten, Armen und nicht zuletzt der Sterbenden wurdest. Es ist Dir eine Ahnung des Himmels geschenkt worden, um auch die schier übermenschlichen Strapazen des Bruder- und Herrendienstes - vielfach kniend - mit Frieden und Liebe auf Dich zu nehmen. - Die Bekehrungsgeschichten der Heiligen sind großartig und seit langer Zeit der Umwelt und z. T. weltweit bekannt.
Ich lese, ich höre, ich staune, ich danke für den Weg der Heiligen in Christi Fußstapfen und singe dem Herrn ein Loblied, auch nachts, wenn Er es schenkt. Wie verschieden ist Deine Bekehrung von der meiner bestem Freundin im Himmel seit über 25 Jahren, der kleinen heiligen Thérèse von Lisieux. Und der vieler "Sterne", die soweit entfernt sind in Zeit und Raum, daß diese nur dem Höchsten bekannt sind.
Aber von der schrittweisen, oft zögernden Hinkehr zu Jesus bis zur festen, treuen Lebensübergabe der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft - auch mit Deinem speziellen Charisma und dem weiterer Freunde - weiß der Herr ganz genau, denn Er hat sie vollbracht durch seinen Heiligen Geist, nicht zuletzt mit Hilfe wirklich Geistlicher und anderer Gläubiger, liebender Menschen. Großer Dank gebührt Jesus, dem Erlöser, der Dir und uns seinen Abba gezeigt hat und den wir so wie Er unseren Vater nennen dürfen, und die strömende Liebe zwischen Vater und Sohn kommt auch unserer schwachen Menschlichkeit zu Hilfe, auf daß sich die Gaben und Gnaden des Heiligen Geistes entfalten können. Die Bitte um den Heiligen Geist wird auch immer erhört.
Unter vielem anderem, was ich von Dir erzählt haben möchte - es ist Gott sei Dank uns nicht wenig in Predigten, Vorträgen, Schriften und Büchern zugänglich gemacht -, erscheint mir ganz bedeutungsvoll das Ereignis vor dem Bild des Gekreuzigten, von Dir sehr verehrt. Im Traum erschien Dir dieses Kreuz, das heilige Haupt bewegte sich, machte Dir Mut, gab Dir Trost und bestärkte Dich zur Gründung Deiner Gemeinschaft "Diener der Kranken". Keine Angst solltest Du haben, denn Jesus, dem Du mit Deinen Gefährten dienen willst, ist bei Euch.
Bald darauf hattest Du erneut eine Vision, wobei Christus die Arme vom Kreuz löste und Dir die gleichen trostreichen Worte sagte. Nun fühltest Du dich beruhigt, und voll neuer Kraft gabst Du auch den Gefährten Hoffnung zum guten Werk. Du wolltest im Dienste tausend Hände haben, und es wurden überaus mehr. Gott schenkt in Fülle! Viele handfeste Männer mit Herz und Hirn für Dein Werk schlossen sich schon damals Dir an, und viele gaben in Pestzeiten ihr Leben für ihre Freunde. Nachdem Du auch vom Herrn zum Priester erwählt wurdest, wurde die Gemeinschaft als Orden anerkannt. Welche Gnaden für alle Zeiten! Ja, damals lebten eigentlich schon viele Patres und Brüder und später auch Schwestern des Kamillianerordens "im Himmel", nicht nur die Verstorbenen, sondern alle "Heiligen des Himmels und der Erde"! Wer kann sie zählen, diese himmlische Schar aller Zeiten mit dem roten Kreuz auf der Brust? Alle wollen sie Christus nachfolgen nach Deinem wirkungsvollen Vorbild und den Erfordernissen der Zeit Rechnung tragend; eine anerkannte Gemeinschaft weltweit, verbunden in der heiligen Eucharistie und im Worte der Heiligen Schrift, im Dienste der Ärmsten. Ganz große Freude empfinde ich, daß Dir, unserem großen Schutzherrn und lieben Freund Kamillus, der Heilige Geist rechtzeitig eingab, Priester zu werden, um in Gespräch und Gebet Kranken und Sterbenden auch innere Verwundungen zu heilen und im Namen Gottes Vergebung und Heil zuzusprechen. Es ist etwas ganz Großes um die Sakramente der Kirche, gespendet von den Menschen des geweihten Lebens.
Ich will Dir, Freund Gottes und Freund der Menschen, innigen Dank sagen, daß auch ich Deinen Orden kennengelernt habe und zur kamillianischen Familie Linz (seit 1982) gehöre, aber auch zur weltweiten Gemeinschaft in christlicher Gesinnung im Dienste derer, für die der Herr gerade diese verschiedenen Patres und Brüder, diese Schwestern und auch mich braucht. Er rüstet uns aus mit seiner Waffenrüstung (Epheserbrief) und mit allem, was not tut: gutem Willen, Liebe, Geistesgaben, mit Händen, Augen, Ohren, um hilfreiche Begegnungen zu haben. An einigen wichtigen Stationen meines Lebens (schon 1973) standen auch mir Kamillianische Patres segensreich zur Seite. Vergelt’s Gott! Großer Bruder, Helfer und Freund im Himmel, heiliger Kamillus, bitte für uns!
Deine Schwester in Christo, Hildegard, gratuliert ganz herzlich mit einen "Blumenstrauß",
Hildegard Penz
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