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An die Mitglieder der Kamillianischen Familien der Laien und an die Geistlichen Assistenten |
Liebe Brüder und Schwestern der Kamillianischen Familien!
Die Kamillianische Familie der Laien (KFL) ist eine junge Gemeinschaft, mit großer Leistungsfähigkeit und reich an Hoffnung für die Kirche und den Kamillianer-Orden.
In der Welt von heute, wo es mehr die Flucht vor dem Leiden, die Negation des Schmerzes und der Schwäche gibt, ist diese Gemeinschaft entstanden, die in wenigen Jahren zahlreich geworden ist. Eigentlich ist diese Gemeinschaft noch ein Kind, wenigstens hinsichtlich einer gewissen Struktur mit einem eigenen Statut und aufgenommen in der kamillianischen Welt. Die Erstellung der Statuten machte durch mehrere Jahre die Arbeit einer Gruppe von Personen notwendig. Das Statut erhielt beim Generalkapitel (2001) die Approbation und wurde anschließend von der Kirche anerkannt durch die „Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens“.
Man könnte meinen, dass mit der Approbation durch die Kirche ein Ziel erreicht ist, in Wirklichkeit aber ist es - wenn auch ein wichtiges Fundament - doch nur eine Etappe, ein wichtiges Moment der Annahme und der Anerkennung der Berufung der Laien, ihre Teilnahme und ihre Berufung als Laien zu einer kamillianischen Spiritualität und Sendung. Wenn wir die Laien an der Seite der Leidenden sehen, besonders an den Orten und in Situationen, wo Kamillianer leben, dann treffen wir noch reichhaltigere und vielfältigere Einsatzbereiche der KFL. Die kirchliche Approbation der KFL ist wichtig und ein Ausdruck der Hochschätzung seitens der Kirche für den Kamillianer-Orden. Gleichzeitig anerkennt und ermutigt sie alle, die Christus nachfolgen auf dem von Kamillus von Lellis begonnen Weg. Es ist dies ein großer Reichtum, dessen auch wir uns bewusst sind als Gemeinschaft der Laien, die im täglichen Dienst bei den Leidenden in den verschiedenen Ländern der Welt leben. Jeder von uns begegnet in seinem Land, in seiner Stadt Leidenden, Kranken, Armen und Menschen, die nur schwer Zugang zu einer medizinischen Behandlung haben, die ausgegrenzt und einsam sind.
Wir haben die Worte Jesu gehört und wir hören sie an uns gerichtet: „Ich war krank und ihr habt mich besucht.“ Es kann auch sein, dass wir uns fragen: „Wann, Herr?“ Wir wissen aber auch, dass Jesus gesagt hat und heute noch zu uns sagt: „Alles, was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Jesus wiederholt das noch heute auf den Straßen, in den Häusern, im Spital; es liegt an uns, das Antlitz des leidenden Christus in unseren kranken Brüdern und Schwestern zu erkennen.
Das ist die Kurzfassung, das Herz der Botschaft des Evangeliums, die den heiligen Kamillus bewegt hat. Diese Botschaft geht weiter und wird durch das Leben der Kamillianer und der Laien im selbstlosen Dienst bezeugt. So bleibt das große Geschenk des Charismas, das durch den Hl. Geist Kamillus gegeben wurde, lebendig.
Als Glaubende und Getaufte sind wir „Missionare“, d.h. „Gesandte”. Wir sind uns dessen bewusst und pflegen dieses Bewusstsein wie unsere Berufung. Wie Kamillus nach seiner Bekehrung nehmen wir die Botschaft Jesu auf, der seine Jünger „sendet“ mit den Worten: „Verkündet das Evangelium … heilt die Kranken.“ Wir müssen wachsam sein und nicht die beiden Aufgaben vergessen, die Verkündigung der „Guten Nachricht“ und die Heilung, die Sorge um die Kranken. Wir könnten uns fragen: Was müssen wir tun, um diese beiden Aufgaben konkret zu leben?
Es ist für uns Laien, die eine Kamillianische Spiritualität leben wollen, nicht leicht, immer Zeugen der barmherzigen Liebe Christi zu den Kranken und Leidenden zu werden.
Bei der Verkündigung des Evangeliums sind wir nicht oft gefragt, über unseren Glauben zu sprechen, und über die Hoffnung, die unser Leben bewegt und trägt. Man erwartet von uns ein „transparentes“ Leben, in dem die „lesen“ können, die in unserer Nähe leben: unsere Entscheidungen, unsere konkreten Tätigkeiten, unsere Hilfsbereitschaft, unser Leben nach dem Evangelium. Wie Papst Paul VI. es gesagt hat: „Unsere heutige Welt braucht mehr Zeugen als Lehrer.“
Dem zweiten Teil der Einladung Jesu, „Heilt die Kranken“, fühlen wir uns erfahrungsgemäß näher. Auch wenn wir Kranke nicht pflegerisch betreuen können, ist es doch möglich, sie zu besuchen, ihnen zuzuhören, sich ihrer anzunehmen, ihnen durch Worte und Gesten unsere Nähe auszudrücken und so Gottes Zuwendung zu verkünden.
Das scheint mir der Weg für uns Laien zu sein, die wir in der Familie leben, im Beruf, im ehrenamtlichen Dienst oder im Dienste der Pfarrgemeinde stehen.
Pflegen wir und fördern wir die Berufung der Laien, die wir als Mitglieder der KFL leben! Und das täglich in der kamillianischen Spiritualität und im „kamillianischen Stil“. Was ist oder was müsste unser Stil sein? Erinnern wir uns an das Wort des hl. Kamillus hinsichtlich der Art und Weise unseres Dienstes: „Wie eine liebende Mutter zu ihrem einzigen kranken Sohn.“ Bei diesem Wort des hl. Kamillus könnten wir uns lange aufhalten, uns fragen und darüber nachdenken. Wie viel Liebe bringt eine Mutter an der Seite ihres kranken Sohnes zum Ausdruck! In der Ganzhingabe, in der Stille! Woher nehmen wir die Kraft, um täglich treu zu sein? Der Weg ist der, den uns der Herr gezeigt hat: Wenn wir unser Haus auf dem Felsen seines Wortes bauen, dann wird es auch stürmische Zeiten überstehen, wenn wir hingegen auf Sand bauen, genügt ein geringer Sturm und das Haus stürzt ein. Unsere Kraft kommt aus dem Gebet, aus dem Dialog mit dem Herrn, aus dem Empfang der Sakramente, aus dem Hören auf das Wort Gottes.
In Artikel 14 des Statuts der KFL heißt es: „Auf dem Wege menschlichen und christlichen Reifens ist es den Mitgliedern ein Anliegen, auf das Wort Gottes zu hören und oft an den Sakramenten der Eucharistie und der Versöhnung teilzunehmen. Sie pflegen die Verehrung der Unbefleckten Jungfrau - Maria, Heil der Kranken - und die Lektüre der Lebensbeschreibungen und Schriften des hl. Kamillus.“
Wenn wir unser geistliches Leben nicht nähren, fallen wir leicht in Mutlosigkeit und Verzagtheit, persönlich und auch in der Gruppe der KFL, zu der wir gehören. Ich möchte gerne einige Abschnitte aus der Homilie des Heiligen Vaters in Erinnerung rufen, die er bei der Eucharistiefeier am Pfingstfest gehalten hat. Unter anderem sagte er: „Zu Pfingsten offenbart sich der Heilige Geist in Feuerzungen. Seine Flammen sind auf die versammelten Jünger herabgekommen; das Feuer wurde in ihnen entzündet und hat ihnen einen neuen Eifer für Gott gegeben. So hat sich das verwirklicht, was der Herr Jesus vorausgesagt hatte: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen.“ Die Apostel haben gemeinsam mit den Glaubenden der verschiedenen Gemeinden diese göttliche Flamme bis an die Enden der Erde getragen; sie haben so eine Straße der Menschlichkeit, eine leuchtende Straße, eröffnet und haben mit Gott zusammengearbeitet, der mit seinem Feuer das Angesicht der Erde erneuern will. Das Feuer Gottes, das Feuer des Heiligen Geistes ist das Feuer des brennenden Dornbuschs, das sich ausbreitet, ohne zu verbrennen. Es ist eine Flamme, die brennt, ohne zu zerstören; die entflammt und die besten Seiten des Menschen entstehen lässt; wie in einer Verschmelzung macht sie die innere Form sichtbar, ihre Berufung zur Wahrheit und zur Liebe.“
Auch wir sind berufen - trotz unserer Armut -, die Gaben des Heiligen Geistes zu erkennen, die in uns, in der Kirche gegenwärtig sind. Das Feuer des Heiligen Geistes lässt einen Menschen seine besten Seiten entfalten, sagt der Heilige Vater; auch wir, die wir dem vom hl. Kamillus begonnenen Weg folgen, sollten vom Mut und der Kraft des Heiligen Geistes entfacht sein.
Das sind meine Gedanken und meine Wünsche für jedes Mitglied der KFL auf der ganzen Welt, während wir uns auf die Feier des Festes des heiligen Kamillus vorbereiten. Jeden von Euch mögen meine Grüße gemeinsam mit jenen unseres Geistlichen Assistenten, P. Jesus Maria, und von Amalia, Elvira und Giosuè erreichen.
Verona, 25. Mai 2010
Geburtstag des hl. Kamillus
Rosabianca Carpene
Präsidentin KFL
Übersetzung aus dem Italienischen: P. Leonhard Gregotsch MI
© Kamillianer 2010 - [Stand: 02.07.2010] zurück