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Die Ordensregel
der „Diener der Kranken” (Kamillianer)

Die Ordensregel der Kamillianer besteht aus zwei Teilen: dem Grundgesetz und den Allgemeinen Verordnungen. Letztere werden durch Provinzverordnungen ergänzt. Zusammen mit der Bibel ist die Ordensregel die Lebensquelle der Gemeinschaft. Inhalt der Regel (lateinisch regula = Richtschnur, Maßstab) sind die vom Ordensgründer verfaßten und von der Kirche geprüften und anerkannten Richtlinien für das Leben der Gemeinschaft. Sie werden regelmäßig fortgeschrieben und den Zeitumständen angepaßt, zuletzt in Folge der Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65). Die heute gültige Fassung der Ordensregel der ”Diener der Kranken” wurde am 2. Februar 1987 von der römischen Ordenskongregation bestätigt.

Der erste Teil, das ”Grundgesetz” (lateinisch Constitutio) spricht in seinen 122 Paragraphen von den spirituellen Grundlagen, regelt das Leben der Gemeinschaft und die Ausbildung, beschreibt den Aufbau des Ordens und gibt Richtlinien für die Verwaltung des Vermögens. Die entsprechenden Ausführungsbestimmungen finden sich dann im zweiten Teil, den ”Allgemeinen Verordnungen”.

„Wer die leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit ausüben will ...”

Aus der ersten Konstitution der Kamillianer (1599)

Wer auf Antrieb Gottes entschlossen ist, die leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit nach Art unseres Institutes auszuüben, der wisse: Fortan muß er allen Dingen der Welt abgestorben sein: Verwandten, Freunden, irdischem Besitz und sich selbst. Er darf nur für Jesus, den Gekreuzigten, leben unter dem sanften Joch beständiger Armut und Keuschheit sowie beständigen Gehorsams und Dienstes an den armen Kranken, selbst den Pestkranken. Tag und Nacht, wie es ihm befohlen wird, muß er ihnen in ihren leiblichen und seelischen Nöten beistehen. Das soll geschehen aus wahrer Liebe zu Gott und zur Buße für die eigenen Sünden.

Er soll an Christus Jesus denken, der die Wahrheit ist und gesagt hat: „Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.” Und ein anderes Mal: „Ich war krank, und ihr habt mich besucht; kommt mit mir, ihr Gesegneten und besitzet das Reich, das euch vor Beginn der Welt bereitet ist.” Und wiederum sagt der Herr: „Mit dem gleichen Maße, mit dem ihr ausmeßt, wird auch euch wieder zugemessen werden.

Er achte deshalb auf den Sinn dieser vollkommenen Wahrheit; er schätze dieses vorzügliche Mittel, mit dem man die kostbare Perle der Liebe erwerben kann, von der das heilige Evangelium sagt: „Der Mensch, der sie findet, verkauft alles, was er hat, und kauft sie.” Diese Liebe formt uns um in Gott und reinigt uns von allem Makel der Sünde, denn „die Liebe deckt eine Menge Sünden zu.

Jeder, der in unseren Orden eintreten will, soll also bedenken, daß er sich selbst tot sein muß.

Der Heilige Geist wird ihm eine solche Gnadenfülle schenken, daß er sich nicht mehr sorgt um Tod und Leben, Krankheit und Gesundheit. Der Welt gestorben, gehe er ganz in der Erfüllung des Gotteswillens auf, im vollendeten Gehorsam seinen Oberen gegenüber und im völligen Verzicht auf den Eigenwillen. Er betrachte es als großen Gewinn für unseren Herrn Christus Jesus, den Gekreuzigten, zu sterben; hat er doch gesagt: „Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben hingibt für seine Freunde” ... zur Verherrlichung Gottes und für das eigene Seelenheil und das der Mitmenschen.

Kamillus von Lellis

[Dieser Text der „Formula di Vita” aus dem Jahr 1590 wurde beim 2. Generalkapitel 1599 in die Ordensregel eingefügt.]

Der heilige Kamillus gedruckte Ordensregel
Kamillus von Lellis schrieb für seine Mitbrüder                                         
die erste Ordensregel.                                        

„Daß die Liebe Christi zu den Kranken dauernd gegenwärtig bleibt.”

Die ersten 14 Artikel aus dem Grundgesetz von 1987:

Das Charisma des Ordens

  1. Der Orden der Krankendiener hat von Gott durch seinen Stifter, den heiligen Kamillus, die Gnade und den Auftrag erhalten, als lebendiges Glied der Kirche in der Welt Zeugnis dafür zu geben, daß die Liebe Christi zu den Kranken dauernd gegenwärtig bleibt.
  2. 2. Quelle dieser Liebe ist Gott selbst, „denn Gott ist die Liebe ... Nicht darin besteht die Liebe, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat ... Wir wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat” (1 Joh 4,8.10.19).
  3. 3. Gott hat die Fülle seiner Liebe im Geheimnis der Menschwerdung geoffenbart; in Christus Jesus erschien die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters. Christus hat, als er die menschliche Natur annahm, die ganze Menschheit in einer übernatürlichen Solidarität zu einer Familie zusammengefaßt und an sich gebunden.
  4. 4. Christus zeigt durch sein Beispiel, wie sich die Liebe in der Sorge um die Kranken lebendig ausspricht. Er wollte darin sichtbar machen, wozu er als Messias gesandt war. Christus hat ja den Kranken seine besondere Sorge zugewandt: „Er zog durch alle Städte und Dörfer ... verkündete das Evangelium vom Reich und heilte alle Krankheiten und Leiden” (Mt 9,35).
    Was er aber selber tat, sollten nach seinem Willen auch seine Jünger tun; so verband er mit der Sendung zur Verkündigung des Evangeliums den Auftrag, sich der Kranken anzunehmen: „Heilt die Kranken ... und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe” (Lk 10,9). Die Liebe zum Nächsten schloß er in das erste Gebot ein und gab ihr eine neue, reichere Bedeutung, indem er sich mit seinen Brüdern gleichsetzt: in ihnen will er beschenkt und geliebt werden. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan” (Mt 25,40).
  5. In gleicher liebender Hingabe hat Christus den Tod „durch seinen Tod vernichtet und durch seine Auferstehung das Leben neu geschaffen”. Durch das österliche Geheimnis sind auch Krankheit und Tod auf das Heil ausgerichtet. Wenn das Gottesreich einmal vollendet ist, werden Tod und Schmerz und Trauer nicht mehr sein.
  6. Diese Liebe „ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist” (Röm 5,5). Der Geist selbst treibt uns an, mitzuwirken, damit sich vollendet, was Christus zu unserem Heil gewollt und begonnen hat. Der Geist ist es auch, der alle zur Einheit des Leibes Christi verbindet und ihnen die verschiedenen Gaben zuteilt, mit denen sie einander brüderlich dienen.
  7. Weiterhin nimmt die Kirche für sich einen kostbaren Auftrag wahr, zu leben und zu sprechen, wie Christus gelebt und gesprochen hat. Allen Bedrängten und Schwachen wendet sie ihre umfassende Liebe zu. Gerade in den Armen und Leidenden erkennt sie das Bild ihres eigenen Gründers, der selbst ein Armer und Leidender war. So bemüht sie sich, den Notleidenden zu helfen, und möchte in ihnen Christus dienend begegnen. Zu allen Zeiten stellt sie sich der Welt in Erkennungszeichen der Liebe vor. Wenn sie sich auch über alles freut, was andere in dieser Hinsicht tun, nimmt sie doch die Werke der Liebe als ihre eigene Pflicht und ihr unveräußerliches Recht in Anspruch. So erklärt sich die Zahl und die Vielfalt der Einrichtungen mit dem Ziel werktätiger Barmherzigkeit.
  8. Der heilige Kamillus hatte selbst Barmherzigkeit erfahren, war gereift in der Leiderfahrung und folgte dem Beispiel und der Lehre des barmherzigen Christus. So zeigte er sich von Gott erwählt, den Kranken zu dienen und andere in diesen Dienst einzuführen. Von Christus dem Gekreuzigten im begonnenen Werk bestärkt, stellte er sich selbst und den Orden ganz in den Dienst an den Leidenden. Er wählte das rote Kreuz als Erkennungszeichen seines Ordens und nannte seine Ordensleute „Diener der Kranken”, angeregt durch das Wort Christi, der „nicht gekommen ist, sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen” (Mt 10,45).
  9. Die Kirche hat den Dienst der Barmherzigkeit an den Kranken als den besonderen Auftrag des heiligen Kamillus und des Ordens anerkannt, in ihm den Ursprung unseres Sendungsauftrages aufgezeigt und das Werk des Gründers als eine „neue Schule der Liebe” bezeichnet.
  10. In den Werken der Barmherzigkeit an den Kranken drückt sich aus und verwirklicht sich die besondere Gnadengabe, welche die Eigenart und den Auftrag unseres Ordens bestimmt. Doch ist er - je nach Orts- und Zeitverhältnissen und entsprechend den vordringlichen Nöten der Kirche und des Nächsten - auch offen für andere Aufgaben, vorzugsweise gegenüber den Menschen in Leid und Not.
  11. „Wir haben uns gläubig auf die Liebe verlassen” (1 Joh 4,16), und, von Gottes Geist bewegt, nehmen wir liebend die Gnadengabe an, die unserem Orden eigen ist. Bei einer Lebensform, die von den Gelübden der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams geprägt ist, haben wir das Ziel, im Dienst an den Kranken allein für Gott und Jesus Christus, den Barmherzigen, zu leben.
  12. Wenn wir den Kranken Barmherzigkeit erweisen, wie wir es geloben, tragen wir bei zum Wohl und Fortschritt der ganzen Menschheit; ihre Freude und Hoffnung, ihre Trauer und Bedrängnis finden Widerhall in unseren Herzen. So wirken wir auch mit am Aufbau und Wachstum des ganzen Christusleibes. Darum sollen sich alle Mitbrüder nach dem Vorbild des heiligen Kamillus bemühen, den Krankendienst immer mehr zu schätzen, von ganzem Herzen zu lieben und mit allen Kräften auszuüben, auch unter Einsatz des Lebens.
  13. Soll aber ein solches Dienen seine Frucht tragen, dann muß in uns ein Geist gemeinschaftlichen Lebens wirksam sein, der auf die Liebe ausgerichtet ist. Mit Christus in Freundschaft zu leben und sein Geheimnis in der Tiefe zu verstehen, ist allen aufgetragen. Das ganze Ordensleben soll von der Freundschaft mit Gott seine Prägung erhalten. So werden wir Diener der Liebe Christi zu den Kranken. An Kamillus wird deutlich, wie der Glaube sich in Liebe auswirkt. Solcher Glaube läßt uns den Herrn selbst in den Kranken sehen. Daß Christus im Kranken und in dem gegenwärtig ist, der ihm in seinem Namen dient, das ist der Quellgrund unserer Spiritualität.
  14. Wir alle haben als Mitglieder des Ordens teil an derselben Gnadengabe, sind in derselben Gemeinschaft vereint und übernehmen gemeinsam denselben Sendungsauftrag, entsprechend den eigenen Fähigkeiten des einzelnen und dem vom Orden geforderten Dienst.

Nähere Angaben zur vollständigen Ausgabe der Ordensregel und einem entsprechenden Kommentar finden sich im Kapitel Literatur.

© Kamillianer 2009 - [Stand: 05.09.2011]     zurück     nach oben