Pater Martin Th. Kummer (1947-2011)
Beim Begräbnis von Pater Martin Theodor Kummer am 4. November 2011 hielt in der Friedhofskapelle von Ober St.-Veit sein Mitbruder Pater Edmund Dorner die folgende Meditation.
(Pater Martin war während des Urlaubs in seinem Elternhaus in Mönchhof im Burgenland nach einem Kollaps aufgefunden worden und starb am 21. Oktober im Wiener Allgemeinen Krankenhaus, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.)
Herr, so beginnen wir zu beten.
Herr, unser Gott: So bekennen wir unseren Glauben.
Herr, unser Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde: in dir leben wir, bewegen wir uns und sind wir.
Herr, wenn die Freude am größten ist, sagen wir: Es ist Zeit.
Herr, wenn die Leiden zu groß sind, sagen wir, es ist Zeit.
Herr, es ist Zeit, der Sommer war sehr groß: So könntest Du, Pater Martin, gedacht haben, als in diesem September der Sommer sich in den Herbst zu verwandeln begann.
Herr, befiehl den Früchten voll zu sein, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein - gemeint ist Deine Seele.
Ich sage zu Dir: Das Haus in Mönchhof war doch nicht das Deine, Du brauchtest ein anderes, das Du Dir nicht selber bauen konntest. Denn der Herr baut das Haus, der Herr besorgt die Wohnungen, der Herr bereitet den Platz, der Herr führt den Menschen. Du als Christ und Ordensmann ließest Dich führen.
Er, der Herr, verführt nicht, keineswegs verfrüht, aber Du ließest Dich führen.
Begonnen hat mit Dir, lieber Martin, alles so:
Du bist geboren worden im Krankenhaus Lainz. Du bist von einem Kamillianer getauft worden. Von Pater Hamvai, der viele Jahre später Dein Novizenmeister werden sollte, als Du zu den Kamillianern kamst und ein Kamillianer bliebst. Die Welt der Kamillianer sollte die Deine werden. Wenn das für einen gläubigen Menschen keine Fügung war?
Nach Studium und Priesterweihe in Eisenstadt begannst Du in Salzburg Deine Lehrjahre. Dann kamst Du in Deine Taufpfarre Maria, Heil der Kranken, denn Deine Oberen haben große Dinge auf Dich gesetzt, sodass der Dienst als Seelsorger, Pfarrer, Oberer, Ökonom, Provinzrat die Stufen Deiner Tätigkeit wurden.
Dann solltest Du viele Jahre im Hanuschkrankenhaus und im Otto-Wagner-Spital das tun, was der Kranke in seiner existentiellen Glaubensnot am meisten braucht.
Da hast Du erfahren müssen, schmerzhaft, das jeder Mensch hinter den Erwartungen zurückbleibt und auf die Mitarbeit von Mitmenschen, Pastoralassistenten, Seelsorgern und Seelsorgerinnen angewiesen ist, die das abrunden, was noch fehlt, ergänzen, was sein soll. Hier willst Du sicher ausdrücklich den eben erwähnten Menschen danken, dessen bin ich mir sicher.
Deine musikalischen, spirituellen und dichterischen Fähigkeiten …
Auch Deine musikalischen, spirituellen und dichterischen Fähigkeiten sollen nicht unerwähnt bleiben. Auf Deinem Totenbildchen ist etwas davon zu lesen. Auf einer Erinnerungskarte für Versehgänge steht: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, die Kraft meines Lebens, vor wem sollte ich mich fürchten, vor wem sollte mir bangen?”
Weiters steht dort: „Herr, ich danke dir für all die guten Menschen, die mich nicht alleinlassen. Herr, bleib bei mir in Gesundheit und Krankheit, im Leben und im Sterben. Erbarme dich aller Menschen, besonders derer, die krank und einsam sind.” Ich denke, dass Du dabei nicht auch schon an Dich gedacht hast.
Ich möchte auch daran erinnern, dass Du das Lied, Maria, Heil der Kranken, so umgeschrieben hast, dass es bei uns in der Pfarre sehr beliebt wurde, gewissermaßen die Hymne, die zwar nicht jeden Tag, aber an Fest- und Feiertagen immer wieder gesungen wird.
„Maria, Heil der Kranken,
du Mutter, hör uns flehn,
gib, dass wir im Sturm nicht untergehn.
Wir bauen auf deine Hilfe.
Dir weihn wir unsere Klagen
und unseren Schmerz.
Du bist der Kranken Heil,
der Schwachen Schutz und Schild,
Du Mutter, treu und mild.
Und in der letzten Stund,
empfiehl uns deinem Sohn,
im Licht an Gottes Thron.”
Das hast Du, lieber Martin, schon erfahren dürfen. Du stehst hinter Deinem Wort. Aus einer Predigt von Dir zitiere ich: „Mit Liebe und Geduld bewirkt man oft mehr als mit einem lauten Streit.” So sind auch Deine Mitbrüder und Oberen mit Dir umgegangen.
Im letzten Sommer bist Du oft an der Hauswand des Klosters gesessen: eine viel sagende Szene:
„Herr, an den Pfosten der Pforte, an der Tür erwarten wir dich, den Herrn – Maranatha.
Die Mägde erglühn im Geist, im Kommen des ewig Geliebten, der Kyrios heißt.
Und wir sind dein Mund, der dein Kommen tut kund.”
Theodor, das kommt aus dem Griechischen und heißt „Gottesgeschenk”. Das warst Du wirklich für alle, die Gottes Geschenke dankbar annehmen und nicht kritisieren. Denn jeder muss erst in den Schuhen des anderen gegangen sein, um zu wissen, wie es sich geht. Ein Wort sagst Du uns jetzt allen, wie ein Testament: „Ich habe euch nicht verlassen, ich bin nur ein Stück vorausgegangen.”
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© Kamillianer 2011[Stand: 14.11.2011]