Am 4. Mai 1997 wurde Kamillianerpater Enrico Rebuschini (1860-1938) von Papst Johannes Paul II. in Rom zur Ehre der Altäre erhoben. Nach zwei Seligsprechungen von Kamillianerinnen 1994 (Mutter Giuseppina Vannini, Gründerin der Töchter des hl. Kamillus) und 1995 (Mutter Domenica Brun Barbantini, Gründerin der Dienerinnen der Kranken vom hl. Kamillus) handelt es sich bereits um die dritte Seligsprechung aus dem Kreis der großen kamillianischen Familie. Könnte das nicht auch ein Ausdruck sein für die besondere Hinwendung des Heiligen Vaters zu den Armen und Kranken. Dabei ist der neue Selige eher der Antityp eines strahlenden Heiligen: unsicher, schüchtern, depressiv, ein suchender Mensch. Wer war Enrico Rebuschini?
Enrico Battista Rebuschini wurde am 28. April 1860 in Gravedona am Comer See als zweites von fünf Kindern einer Industriellen-Familie geboren. Der Vater Domenico war der Zeit entsprechend liberal und antiklerikal eingestellt. Die Erziehung der Kinder lag in der Hand seiner einfachen und frommen Frau Sofia. Sie war es, die dem eher schüchternen und introvertierten Enrico auch die Welt des Glaubens erschloß.
Auf Wunsch des Vaters begann Enrico nach seiner Matura zunächst in Pavia mit dem Ingenieurstudium. Doch das freie studentische Leben verschreckte ihn, so daß er an das Technische Institut in Como überwechselte und hier 1882 mit dem Buchhalterdiplom abschloß. Kurze Zeit arbeitete er in einem vom Schwager geführten Industriebetrieb. Dann übernahm er die Stelle als Buchhalter im Krankenhaus von Como. Doch konnte das alles den jungen Rebuschini nicht befriedigen: Er wollte Priester werden. Der Bischof von Como schickte ihn 1884 zum Studium der Theologie nach Rom an die Gregoriana. Dort erzielte er ausgezeichnete Studienerfolge, wurde aber von einer schweren Depression heimgesucht und kehrte wieder nach Como zurück.
Im Gebet vor einem Bild des hl. Kamillus in der Kirche San Eusebio in Como reifte sein Entschluß, sich als Kamillianer in den Dienst der Kranken und Armen zu stellen. So klopfte er am 26. September 1887 im Alter von 27 Jahren bei den Kamillianern in Verona an. "Dieser Sohn will ein Heiliger werden, aber er wird es besser im Gehorsam!" äußerte die Mutter bei der Vorstellung des Sohnes zu dem Ordensoberen. 1887 legte Enrico die zeitlichen, zwei Jahre später die ewigen Gelübde ab. Am 13. April 1889 empfing er vom Bischof von Mantua, Giuseppe Sarto (dem späteren Papst Pius X.) die Priesterweihe. Damals notierte er den Vorsatz: "Ich möchte mein Leben verzehren, um meinen Nächsten Gott zum Besitz zu geben..., ihn in der Liebe Jesu zu sehen und mich in all meinem Tun mit größter Hingabe für ihn einzusetzen."
Zunächst war Pater Rebuschini in Verona als Lehrer bei den Novizen und als Krankenhausseelsorger tätig. Das Predigen fiel ihm schwer, doch Freundlichkeit, Güte und Gottverbundenheit ließen ihn zu einem aufmerksamen und gesuchten Gesprächspartner werden. 1899 wurde er nach Cremona versetzt und blieb dort bis zu seinem Tod. Zwölf Jahre lang war er Superior und 35 Jahre Ökonom von Kommunität und Krankenhaus. Wenn dies auch nicht seine "Wunschaufgabe" als Kamillianer war, so übte er sie dennoch gehorsam und überaus gewissenhaft aus. Tägliche Pflichterfüllung war ihm der Wille Gottes. Die Armen, die zu P. Rebuschini kamen, fanden in ihm einen Bruder, der immer bereit war, sie aufzunehmen und ihnen mit Lebensmitteln, Kleidung und bisweilen auch Geld beizustehen.
Immer wieder quälten Pater Rebuschini schwere Depressionen. Oft wollte er nicht einmal mehr die hl. Messe feiern. Ein unbeirrbares Gottvertrauen und eine tiefe Bindung an den Orden halfen ihm, alle Krisen zu überwinden. Seine Religiosität war in ganz Cremona bekannt. Priester und Ordensleute und selbst der Bischof suchten bei ihm Rat.
Unzählige Werke der Barmherzigkeit, die unermüdliche Sorge um Kranke und Leidende, eine ausgedehnte Tätigkeit als Beichtvater kennzeichneten sein Leben. Am 10. Mai 1938 starb Pater Rebuschini an Lungenentzündung. "Eifernd ohne Lärm, barmherzig ohne Ansprüche, beredsam ohne Worte, heilig ohne Verstellung, allen alles, demütigst", lautet die Grabinschrift. 1947 wurde der Seligsprechungsprozeß eingeleitet. 50 Jahre später wird Pater Rebuschini von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Der kirchliche Gedenktag ist am 10. Mai.
© Kamillianer 2009 - [Stand: 01.08.2009] zurück